Bernhard Vögeli
Der Boston-Marathon ist einer der ältesten und wurde am Montag, 17. April 2017 bereits zum 121. mal durchgeführt. Auch einige Marathonis vom Lauf-Treff Buchs wollten einmal die legendäre Strecke unter die Füsse nehmen. So machten sich Patrik, Jakob und Beni auf die lange Reise in die USA nach Boston. |
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Aus den mehr als 120 Jahren gäbe es viel zu berichten. Lange war undenkbar, dass Frauen Marathon laufen dürfen. Besonders 2 Pionierinnen wollten das nicht hinnehmen. Vor genau 50 Jahren, 1967, hatte sich daher Kathrin Switzer kurzerhand lediglich mit den Initialen ihrer Vornamen als K.V. Switzer angemeldet. Das wurde akzeptiert und niemand bemerkte, dass es eine Frau war. Auf der Strecke fiel es dann doch auf und der Renndirektor wollte sie aus dem Rennen nehmen. Er hatte nicht mit dem Freund von Kathrin Switzer gerechnet, der ihn dann kurzerhand von der Strecke bugsierte - der Freund war unter anderem American-Football Spieler. Das geschah damals schon vor laufenden Kameras. Im folgenden Jahr durften Frauen dann offiziell am Rennen teilnehmen. Kathrin Switzer und der ehemalige Renndirektor hatten sich bald versöhnt und sind zu Freunden geworden. Eine andere Frau lief den Marathon damals allerdings inoffiziell schon zum zweiten Mal: Roberta Gibb - bereits 1966 lief sie das Rennen inoffiziell ohne Startnummer. Inzwischen stellen die Frauen fast die Hälfte der rund 40'000 Läufer/innen. |
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Zum 50. Jubiläum ihres historischen Laufes, startete Kathrin Switzer nach vielen Jahren wieder einmal; diesmal mit einer Gruppe Frauen aus verschiedenen Ländern aller Kontinente. Sie lief mit ihrer geschichtsträchtigen Startnummer 261, die sonst nicht mehr vergeben wird. Mit 70 war sie nach 4:44:31 im Ziel, als 8. ihrer Kategorie.
Gestartet wird in Hopkinton, einem Ort mit rund 14'000 Einwohnern, knapp 40km südwestlich von Boston. Die Läufer werden mit unzähligen gelben Schulbussen in etwa einer Stunde aus Boston zum Startort gefahren. |
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Der Start liegt knapp 150m höher als das Ziel in Boston; 42 Meter Differenz netto Gefälle wären erlaubt, dass eine Bestzeit als Weltrekord anerkannt werden könnte. Trotz dem Netto-Gefälle, ist die Strecke nicht einfach zu laufen, denn es geht fast immer auf- und abwärts. Einige Läufer meinten sogar, es sei die schwierigste Strecke der 6 "World-Marathon-Majors" und noch schwieriger als New York.
Anders als bei den andern grossen Marathons, führt die Strecke grösstenteils nicht durch die Stadt, sondern durch ländlich geprägte Vororte mit kleinen Häusern an der Strecke. Die Bewohner stehen scharenweise an der Strecke und feuern alle an. Einige haben es sich auch im Garten beim Grill gemütlich gemacht. Die Atmosphäre am Start dürfte wohl zu den Besten gehören, denn dort gibt es bereits besonders viele Zuschauer. |
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Die bekannteste Steigung ist der Heart-Break-Hill bei Km 33. Der ist für unsere Begriffe zwar überhaupt nicht steil, aber länger als gedacht. Der Schreibende empfand ihn aber gerade deshalb als angenehm zu laufen. Danach folgt ein Gefälle und es gibt keine nennenswerte Steigung bis ins Ziel. Etwas vorher ist die Attraktion (vorallem für die Männer) der "Scream-Tunnel": Beim Wellesley-College stehen ein paar hundert Teenagerinnen an der Strecke und feuern die Marathonis an, was die Stimmen hergeben. Auch Plakate mit "Kiss me" werden in die Höhe gehalten. Danach soll auch schon mal ein Mann mit einem Plakat mit der Aufschrift "I'm the teacher" gesehen worden sein.
Sportlich ist das Niveau viel höher als an den anderen grossen Marathons. Die meisten Läufer/innen mussten sich den Startplatz über eine Qualifikationszeit erlaufen. Wegen der grossen Nachfrage sind die Zeiten anspruchsvoll angesetzt. Es gibt nur relativ wenige Startplätze für Sportler ohne Qualifikation. Davon konnten auch wir profitieren. Wegen den guten Leistungen der meisten, ist man daher, im Gegensatz zu anderen Läufen, mit einer passablen Laufzeit auch nicht fast automatisch in der ersten Hälfte der Rangliste zu finden.
Diesmal verlängerte zusätzlich das warme Wetter die gelaufenen Zeiten. Am Start wurden 20 Grad am Schatten gemessen. Teilweise war es windstill; der vorausgesagte Rückenwind half wohl vor allem auf dem letzten Kilometer, dort aber umso kräftiger. Wir alle hatten auf der Strecke mehr zu kämpfen und unsere Zeiten waren länger, als wir es uns vorgestellt hatten.
Unsere Zeiten: |
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Patrik Terzer |
3:07:54 |
Rang 1532 |
M18 - 39 |
Jakob Epp |
3:57:35 |
Rang 1221 |
M50 - 54 |
Bernhard Vögeli |
4:38:26 |
Rang 1334 |
M55 - 59 |
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Die Sieger: |
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Geoffrey Kirui, KEN |
2:09:37 |
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M |
Edna Kiplagat, KEN |
2:21:52 |
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F |
Bei den Rollstulfahrern haben die Schweizer einen Doppelsieg erreicht. Dies wurde denn auch während der Fernsehübertragung über die ganze Dauer des Marathons immer wieder prominent erwähnt. Manuela Schär und Marcel Hug erreichten das Ziel je in neuer Bestzeit. Manuela Schär verbesserte die Zeit gar um über 5 Minuten.
Sieger Rollstuhl:
M Marcel Hug, SUI, 1:18:04
F Manuela Schär, SUI, 1:28:17
schnellste Schweizer:
M Fabian Meier, Aarau, 2:42:25, overall m 212
F Michele Frutiger, Trycovagnes, 3:31:27, overall f 1618
schnellste wohnhaft in der Schweiz:
M Patrick Tongue, Zeiningen, AUS, 2:39:36, overall m 158
F Karen Sobrino, St. Gallen, RSA, 3:22:52, overall f 825
Den Marathon würde ich gerne nochmals laufen: So viele tolle Zuschauer und die Strecke, die mir trotz ihrer Schwierigkeit sehr zugesagt und gefallen hat. Die Stadt, die so anders ist, als andere amerikanische Städte (europäischer) und das gute Essen mit Fisch als Spezialität, bleiben in bester Erinnerung.
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