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Lauf-Treff Buchs SG

Nordseelauf, 21. bis 28. Juni 2014

31.07.2014 Laufbericht
Nordseelauf, 21. bis 28. Juni 2014

Bernhard Vögeli

Laufen an der Nordsee tönt für uns Binnenländer etwas wild und abenteuerlich. Nach den Berichten vom letztjährigen Nordseelauf von Hilde, fiel mir der Entschluss leicht, dieses Jahr mit ihr und Peter zum Nordseelauf zu fahren. Um es gleich vorweg zu nehmen, es war toll! Vielen Dank an unseren unermüdlichen Fahrer Peter, der uns am Freitag sicher und rechtzeitig an die Nordsee fuhr.

Dieses Jahr bestand der gesamte Nordseelauf aus 7 Läufen an 8 Tagen, mit Strecken von 5.5 bis 13.8km und einer Gesamtlänge von 73.2km. Man konnte aber auch nur an einzelnen, ausgewählten Läufen mitmachen, anstatt der ganzen Serie. Jährlich wählen die Veranstalter aus verschiedenen möglichen Strecken einige aus, die dann gelaufen werden. Der Höhepunkt der Läufe, der Lauf durchs Watt von der Insel Neuwerk nach Cuxhaven wird jedes Jahr gelaufen. Das Watt gehört zum Unesco-Welknaturerbe.

Am ersten Samstag blieb uns dann zuerst noch Zeit, für den Besuch im Fischerdorf Neuharlingersiel. Im kleinen, aber sehenswerten Buddelschiff-Museum entdeckten wir gar den Bodensee-Raddampfer "Hohentwiel" in einer kleinen Flasche.



Dann ging es an den Start zum ersten Lauf, in Esens-Bensersiel, über 13.4km. Bei starkem Wind konnte man sich natürlich nicht ständig hinter den Rücken anderer Läufer verstecken. Der Gegenwind ersetzte auf dem flachen Rundkurs oft die Steigungen; somit war unser Berglauftraining auch hier von Vorteil. Für mich endete dieser erste Lauf mit einem harten Endspurt, denn zuerst unbemerkt, hatte ich eine Läuferin in meinem Windschatten. Schliesslich war ich dann doch noch um eine Nasenlänge voraus im Ziel. Da wir auch an den folgenden Läufen öfter gleichauf waren, soll sie mal zu einem Kaffehalt mit mir aufgefordert worden sein. Auch Hilde war zufrieden mit dem Lauf und Peter  dokumentierte das Geschehen mit der Kamera ausführlich.

Unsere "Sonntagsrunde" liefen wir diesmal auf der Insel Wangerooge, über 9.6km, mit einer "mordsmässigen" Steigung von etwa 1.5 Meter hinauf ins Ziel. Im windstillen Bereich zwischen den Dünen, wünschten wir uns sogar die kühlende Brise zurück. Von der Fährstation zu Start/Ziel und später zurück, fuhren wir mit der keinen Inselbahn. Deren gemütliches Tempo erlaubte es, die Umgebung während der Fahrt recht ausführlich zu studieren.

Unsere "Montagsinsel" war Norderney. Der "Strand und Promenadenlauf" war 12 km lang. Vor dem Start galt es noch ein Foto zu machen, mit allen Läufern und einem frisch vermählten Paar, sie im weissen Hochzeitskleid, er im Anzug. Der Heiratsantrag wurde am Nordseelauf ein Jahr zuvor gemacht. Als geübte Geländeläufer bereitete uns das Überqueren einiger Hindernisse aus Holzpfählen oder Steinwuhren keine Mühe. Unser Bier und „Pom Fritz“ nach dem Lauf genehmigten wir im Strandkorb, allerdings nicht am Strand, sondern im Kurpark. Der Regen ging dann zum Glück erst bei der Siegerehrung nieder.

Wer eine Insel ohne Rummel bevorzugt, kann sich für die "Dornröscheninsel" Baltrum entscheiden. Hier wurden wir Läufer am kleinen Hafen mit Transparenten besonders herzlich empfangen und später wieder verabschiedet. Inzwischen war Margarete aus Berlin zu uns gestossen, so dass wir jetzt ein Läufer Trio waren. Beim Lauf über 10.6 km galt es streckenweise auf Kaninchenlöcher im Weg zu achten. Diese waren mit Farbe gut markiert - die Löcher, nicht die "Chüngel". Die Langohren zeigten sich nachher massenhaft in den Wiesen. Es ist anzunehmen, dass sie längst nicht mehr bei allen beliebt sind.

Mittwoch war läuferischer Ruhetag. Für uns galt es nach Cuxhaven zu fahren, wo wir für die kommenden Tage ein Hotel gebucht hatten. Bei einer kleinen Shoppingrunde in Cuxhaven war ich dann noch vor meinen Begleiterinnen erfolgreich.

Der nächste Lauf war dann am Donnerstag der Abendlauf an der Wurster Nordseeküste, über kurze 5.5km, nördlich von Bremerhaven. Der Lauf war darum so kurz, weil an der Fussballweltmeisterschaft in Brasilien, Deutschland gegen die USA spielte, was die meisten sehen wollten *). Wir genossen die Abendstimmung an der Küste mit dem prächtigen Sonnenuntergang.

Tags darauf, der Lauf in Bremerhaven, stand unter dem Motto "Meer erleben - Havenwelten".  Der Lauf mit zwei Runden von total 10.2km im Gebiet des zentralen Hafens gefiel uns bestens. Zu sehen gäbe es da z.B. das Schifffahrtsmuseum. Das höchste  Gebäude der Stadt bot uns eine tolle Aussicht. Es erinnert in seiner modernen Form an ein Schiff. Der Zufall wollte es, dass wir auch noch das Deck der grössten Segelbark der Welt besuchen konnten, der norwegischen "Statsraad Lehmkuhl".

Am Samstag folgte der Höhepunkt der Läufe, der Wattlauf von der Insel Neuwerk nach Cuxhaven-Dunen über 11.9km. Glücklicherweise hatten sich die teilweise vorhergesagten Gewitter im Nichts aufgelöst, denn sie hätten den Lauf verhindert. Bei ruhiger See fuhr uns die Fähre auf die Insel Neuwerk. Dann galt es auf die Ebbe zu warten, bis das Wasser abgeflossen war. Das waren zwar einige Stunden, aber andere Läufer für allerlei Gespräche gab es ja genug. Auch der bewohnte Leuchtturm auf der Insel konnte erklommen werden.

Der Lauf durchs Watt, war ein ganz besonderes Erlebnis. Die Strecke ist mit grossen "Besen" markiert. Diese Markierung dient normalerweise den Watt-Wanderern. Der Boden besteht aus nassem, kompaktem Sand. Auch einige "Priele" mussten durchquert werden. Das sind bis knietiefe Stellen, wo noch Wasser am abfliessen ist. Besonders "schön" sieht man aus, falls man auch noch gestrauchelt ist. Erst auf dem letzten Kilometer hatte es Schlick und war daher rutschig und klebrig. Den wunderschönen Sonnenuntergang bemerkte ich erst nach dem Lauf quer über den Strand ins Ziel. Hilde und Margarete folgten bald, überglücklich im Ziel, im vollgespritzten "Abenteuerlook". Die Laufzeit zurück war übrigens kürzer als die Fahrzeit der Fähre zur Insel, denn diese musste Umweg fahren, um immer genug Wasser unter dem Kiel zu haben.

Hilde erlief wiederum den 3. Rang in der Kategorie w60 der Gesamtwertung über alle Läufe - Gesamtzeit über 73.2km: 7:08:40 (44. aller Frauen). Mit 6:10:02 erlief ich den 10. Rang in der Kategorie m55 (56. der Männer). Nachdem ich beim  ersten Lauf auf dem 10. Platz eingelaufen war, wollte ich diesen auch verteidigen. Ähnlich erging es Hilde mit dem 3. Rang. Ich konnte sogar einen Schweizer Olympioniken von München 1972 hinter mir lassen,  ausser in seiner Spezialdisziplin über 5 km. Die Statisktik zeigte 332 Tourläufer (alle Etappen), 273 Mehrtagesläufer (mehrere Etappen) und 524 Tageläufer (eine Etappe).

Am Nordseelauf starten sowohl gute Läufer, als auch langsamere. Somit können wir allen diesen Kultlauf bestens empfehlen! Ausser angemessenen, aber nicht ausserordentlichem läuferischen Können, braucht es etwas Geduld für die naturbedingten und unvermeidlichen Wartezeiten. Diese gehören aber zum Erlebnis und ermöglichen das Besichtigen der näheren Umgebung. Auch einigermassen wetterfest sollte man sein. Wir hatten Glück mit dem Wetter und konnten alle Läufe ohne Regen absolvieren.

Alles war perfekt organisiert, mit herzlicher Betreuung. Auch Für Verpflegung war gesorgt. Zum Duschen wurden kleinere Bäder für andere Besucher gar gesperrt. Die eine oder andere einfachere Duschgelegenheit, gehörte mit zum Abenteuer. Wegen den unterschiedlichen Orten und Strecken kam wohl auch bei Begleitern, die selbst nicht liefen, kaum Langeweile auf. Warme und wasserfeste Kleidung gehört aber dazu und etwas Lektüre zur Unterhaltung ist wohl auch nicht falsch. Wir hatten Spass an den Läufen in der schönen, für uns ungewohnten Umgebung. 

*) Vor allem in der ersten Halbzeit, hatten sich viele ein unterhaltsameres Spiel gewünscht. Die deutsche Mannschaft gewann das Spiel gegen die USA mit 1:0 und wurde später verdient Weltmeister.

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