Alexander Heim
Die 31. Austragung des Vienna City Marathon (so der offizielle Name) am 13. April 2014 stand unter dem Motto "Alles Walzer". Passend dazu wurde am Start zur Motivation der rund 40'000 gemeldeten Läuferinnen und Läufer (für alle Laufwettbewerbe zusammen) klassische Musik gespielt. Auf das bei vielen Läufen obligatorische "We are the Champions" wartete man vergebens. Auch unterwegs waren neben fetzigeren Rhythmen immer wieder auch Walzerklänge zu hören. Die Strecke führte nach dem Start in der UNO-City im Osten der Stadt über die Donau zum Prater, wo man mehrere Kilometer unter blühenden Kastanien lief. Nach rund einem Viertel der Strecke passierten wir den Karlsplatz und den Naschmarkt; das Naschen musste jedoch auf nach dem Lauf verschoben werden. Dann ging es hinaus zum Schloss Schönbrunn, wo die Staffelläufer bei km 16 ihren ersten Wechsel hatten. Da die Staffelläufer der 1. Etappe zusammen mit den Marathon- und Halbmarathonläufern gestartet waren, konnte es auf den folgenden Kilometern schon passieren, dass plötzlich von hinten ein Läufer in flottem Tempo an einem vorbeizog. Was sonst bei einem Marathon eher selten passiert, denn bei km 20 sollte man sein Tempo eigentlich gefunden haben.
Bei der Hälfte der Strecke führte die Strecke schon mal am Ziel vorbei; die Halbmarathonläufer (weit über 13'000 Läuferinnen und Läufer waren auf der halben Distanz am Start) konnten da bereits abbiegen, und den Marathonläufern standen noch einmal 21 km bevor. Und erst auf dieser zweiten Hälfte wird der Marathon richtig spannend, denn da zeigt sich, ob man die Kräfte richtig eingeteilt hat, oder ob hinter irgendeiner Strassenecke der Hammermann lauert. Nach zwei Dritteln der Distanz war die Innenstadt umrundet, und wir waren, wie zu Beginn des Rennens wieder am Prater angelangt, wo die Strecke noch einmal die Kastanienallee entlangführte. Bei km 30 war immer noch alles gut; damit stieg bei mir die Zuversicht, dass ich mein gesetztes Ziel einer neuen persönlichen Bestzeit erreichen kann. Ab Kilometer 35 wurde mein bis dahin sehr flüssiges Laufen etwas schwerer und die Waden begannen zu schmerzen. Zum Glück waren wir diesen Streckenabschnitt zu Beginn schon gelaufen, und so musste ich keine unnötige Energie auf das Sightseeing mehr verwenden. Dann die letzten zwei Kilometer, vorbei an der Staatsoper und den Burgring hinauf. Eine minimale Steigung, im Normalfall nicht der Rede Wert, aber nach 40 km merkt man auch die. Doch die zahlreichen Zuschauer trugen einen auch da noch hinauf. Genau bei Kilometer 42 macht die Strecke eine scharfe Rechtskurve und dann sieht man das Ziel am Heldenplatz. Was für ein passender Ort für ein Marathonziel. Mit dem Blick auf die offizielle Uhr wurde es dann zur Gewissheit: Ja, es reicht zur neuen persönlichen Bestzeit. Mit 2:44:14 belege ich Rang 55 im Gesamtklassement. Damit habe ich knapp 39 Minuten länger gebraucht als Getu Feleke aus Äthiopien, der mit neuem Streckenrekord von 2:05:41 das Rennen gewonnen hat. Nach so einem Rennen ist man froh um alles, was einem die Erholung erleichtert. Ein Lob verdient daher das österreichische Bundesheer für die Bereitstellung der Duschzelte, die auch nachdem 13'000 Halbmarathon-Teilnehmer bereits geduscht hatten, immer noch wunderbar warmes Wasser lieferten.
Mein Fazit: Wien ist eine tolle Stadt, erst recht im Frühling; die Streckenführung ist interessant und abwechslungsreich, die Stimmung ist toll - der Wien Marathon ist also eine Reise wert und ich kann ihn nur weiterempfehlen.
‹ Zur Liste