Bericht von Cornelia van Wier
Schon als kleines Kind durfte ich mit meinen Grosseltern im Sommer
nach Mürren in die Wanderferien. Da mein Nani und Grosspapi
stark übergewichtig waren, sind es doch eher gemütliche
Spazier- und Genussferien, als Wanderferien gewesen. Trotzdem
bin ich schon in jungen Jahren mit meinem Vater einmal aufs Schilthorn
gewandert. Wir waren fast fünf Stunden unterwegs und manchmal
dachte ich, dass ich nie oben ankommen würde. Es war nicht
wirklich Spass und von Genuss kann keine Rede sein
.. Wie sich ein
Mensch verändern kann
.
Mürren, das autofreie Dorf im Berner Oberland, auf einem
Hochplateau gelegen kam mir schon damals wie ein kleines Paradies
vor. Als Kind durfte man überall, also auch auf den Strassen
spielen. Das übliche Transportmittel waren damals Elektromobile
(max. 20 Std/km) und somit keine Gefahr. Als ich irgendwo im Internet
auf den Inferno Halbmarathon gestossen bin, ist das Inferno Feuer
bei mir ausgebrochen. Dies ist die optimale Gelegenheit wieder Mal
Ferien in Mürren zu machen und die Ferien mit einem einmaligen
Halbmarathon abzuschliessen.
Mürren und die Schilthornbahnen als Hauptorganisator haben
den Event zu einem Sportereignis der speziellen Art ausgebaut. Am
Freitag findet in Mürren ein Kinder Triathlon und ein Fun Triathlon
für die Erwachsenen statt. Am Samstag werden die Hauptveranstaltungen
durchgeführt. Eine Teamtrophy mit 4 Teilnehmern führt
von Thun bis nach Mürren. Hier werden von den Sportlern die
Disziplinen Schwimmen, Rennvelo, Mountainbike und Laufen untereinander
aufgeteilt. Von topfiten Athleten können diese Disziplinen
auch als Single absolviert werden. Für die Singles ist das
Ziel aber nicht in
Mürren, sondern auf dem 2990 Meter hohen Schilthorn. Der älteste
Bewerb unter den verschiedenen Veranstaltungen ist der Inferno Halbmarathon.
Der teuflische Lauf über 21 km und 2100 Höhenmetern
führt von Lauterbrunnen (765 Meter über Meer) aufs Schilthorn.
Ich hatte riesigen Respekt vor dieser Herausforderung und habe
mir deshalb eine genaue 4 Stunden Strategie zu Recht gelegt, an
welche ich mich unbedingt halten wollte (Zeitlimit 4 Std 15 Min).
Teilweise lasse ich mich schon dazu verleiten ein Rennen zu schnell
anzugehen. Weil ich mit einem Lächeln und gesunder Gesichtsfarbe
ins Ziel kommen wollte, musste ich mich an das Vorgenommene wirklich
halten.
Um 10.15 Uhr fiel in Lauterbrunnen der Startschuss,
ich stand in der letzten Reihe und ging das Rennen ruhig an. Ich
wollte unbedingt verhindern, dass mein Puls über 160 steigt.
Das heisst bei Steigungen bin ich nicht mehr gejoggt sondern zügig
gelaufen. Nach 7 Kilometer und den ersten 700 Höhenmeter, passierte
ich die Grütschalp. Die nächsten 5 Kilometer waren im
Vergleich zum Rest Schoggi. Ich konnte so richtig geniessen und
die 1.5 km durch Mürren waren Traumhaft. Danach ging es erst
richtig los, auf den letzten 8 km mussten nochmals 1300 Höhenmeter
bewältigt werden. Die letzten 2 Kilometer waren so steil, dass
ich dafür 37 Minuten gebraucht habe. Auch die Topläufer
benötigten für die letzten 2 km rund 20 Minuten. Markus
Jenne aus Deutschland dominierte die Strecke und lief nach 2.02.50
Std. auf dem 2970 Meter hohen Schilthorn ein. Die schnellste Frau
Daniela Wyss war nur 26 Minuten länger unterwegs. Eher bescheiden
meine Zeit: 3.52.45. Jedoch habe ich alle meine Ziele erreicht:
unter vier Stunden, lächeln und eine gesunde Gesichtsfarbe.
Wahrscheinlich wäre es noch ein paar Minuten schneller gegangen,
aber dies nur auf Kosten des Lächelns.
Unter www.inferno.ch
findet man alle nötigen Infos für diese Veranstaltung,
auch tolle Erlebnisberichte von anderen Teilnehmern. Falls jemand
vom Lauftreff an einer Staffel Interesse hat, könnte ich mich
leicht dazu überreden lassen. Das Berner Oberland ist jedenfalls
eine Reise wert.
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