Bericht von Verena Eggenberger
Traumhaft! Der wohl meist gebrauchte Ausdruck
an diesem ersten August-Sonntag, als die Obervinschgauer den beliebten
Reschenseelauf durchführten. Über 1'300 Teilnehmer, 300
mehr als im Vorjahr (!), reisten aus allen Ecken Europas an, um
den Südtirolern ihre Ehre zu erweisen und vor eindrücklicher
Berg- und Seekulisse den Wettkampf zu absolvieren.
Die Beliebtheit dieses Laufes kommt nicht von ungefähr! Zum
Glück gibt die deutsche Sprache Superlative her, ansonsten
wäre dieser Anlass gar nicht richtig zu beschreiben. Beste
Organisation, strahlendster Sonnenschein, schnellste Läufer,
ein Publikum mit den motivierendsten Zurufen, grosszügigste
Sponsoren, eine Natur mit den zauberhaftesten Pflanzen und ein gewässerter
Kirchturm mit der tragischsten Geschichte.
Wer schon einmal den Reschenpass überquert hat, kennt ihn sicher,
den Kirchturm, der als letztes Überbleibsel von Altgraun aus
dem See ragt. Im Sommer 1950 wurde dort das ganze Dorf überflutet
Opfer eines rücksichtslosen Stauprojektes.
Genau bei diesem Turm in Graun (natürlich am Ufer) fiel
um zehn Uhr der Startschuss für die Läufer, fünf
Minuten später für die Walker und Nordic Walker, die hier
sehr willkommen sind. Ein fast unendlicher Tatzelwurm, der sich
da aufmachte, den Reschensee zu umrunden und 15,3 km Bewegung in
der Südtiroler Alpenwelt zu erleben. Zuerst gings Richtung
Süden, mit Blick auf die Königsspitze und den imposanten
Ortler nach St. Valentin, weiter über die Staumauer auf die
hintere Seite des Sees, wo die Strecke leicht coupiert war. Kurz
vor Reschen machte ein motivierter Speaker den Teilnehmern nochmals
schnelle Beine für die flachen letzten Kilometer, um am Ziel
wieder beim Turm von einer begeisterten Zuschauermenge
in Empfang genommen zu werden und eine Medaille umgehängt zu
bekommen.
Danach gings aber schnurstracks ans Buffet! Buffet?? Ja, ihr lieben
Wettkämpfer, im Südtirol beginnt der kulinarische Genuss
gleich hinter der Ziellinie! Die Auswahl neben den üblichen
Durstlöschern war riesig, bei Müesli, Joghurtdrink, Äpfeln,
Melonen, Bananen, Brot, Trockenfrüchten, Chröömli,
Salzgebäck usw. lachte der Gaumen und freute sich der Magen.
Und alles umsonst wohlverstanden! Da können wir Schweizer
nur staunen!
Schnellster Mann war einmal mehr Kronfavorit Hermann Achmüller
aus dem eigenen Land mit einer Zeit von 49.51 Min. Er gewann bereits
die fünfte von acht Austragungen! Bei den Frauen wurde die
Schweizer Fahne gehisst (wenigstens in Gedanken), Maja Gautschi
vom LC Meilen lief in 58.38 Min. als erste ins Ziel und verteidigte
ihren letztjährigen Sieg erfolgreich.
Bei den Walkern/Nordic Walkern gibts zwar auch Streber, doch
der Genuss überwiegt bei den meisten. So auch bei mir, der
Schreibenden. Doch der Reschenseelauf ist immer wieder für
Überraschungen gut! Nachdem die Veranstalter im Vorjahr vor
dem Lauf unter Verschluss eine Richtzeit festgelegt hatten, um die
nächstliegenden Teilnehmer zu prämieren, riefen sie diesmal
die schnellsten 20 auf die Bühne und beschenkten sie. Zu meiner
Freude war ich auch unter diesen Beschenkten und durfte neben einer
ansprechenden Zeit (2.02.16 Std.) auch den ersten Sieg in dieser
Disziplin feiern.
Gefeiert wurden nicht nur gute Zeiten und Ränge, ganz Graun
war ein einziges Volksfest! Mit Pasta (für Teilnehmer gratis),
Hähnchen, Grillspezialitäten und den besten Kuchen (ein
weiterer Superlativ!) konnten sich alle Anwesenden verköstigen.
Und bei der Verlosung mit 33 Superpreisen war der eine oder andere
Aufgerufene doch stark gefordert, seinen Gewinn in Form eines ein
Bikes oder LCD-Fernsehers unbemerkt über die Grenze zu transportieren.
Übrigens: Die Fahrt an den Reschensee von unserer Heimat
aus ist um einiges kürzer als z.B. nach Murten, Biel oder Zermatt
also, liebe Läuferinnen und Läufer, streicht den 3.
August 08 in eurer Sport-Agenda bereits heute rot an. Ich würde
mich freuen, einige von euch nächstes Jahr dort anzutreffen.
Weitere Infos unter: www.reschenseelauf.it
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