Bericht von Verena Eggenberger
Pfingstmontag ein Feiertag! Ein Sonnentag? Keine Spur davon!
Diese Erkenntnis mussten Teilnehmer und auch Organisatoren beim
diesjährigen Berglauf in der Surselva schmerzlich zur Kenntnis
nehmen.
Nachdem die ganze Woche schweizweit Kaiserwetter geherrscht hatte,
liess Petrus an diesem Tag Bindfäden vom Himmel regnen. Der
Starter hätte eigentlich kein Mikrofon gebraucht, um die kleine
Schar unbeirrter Läufer um 10.15 Uhr in Tavanasa in der vierten
Landessprache auf die Strecke zu schicken. Nichtsdestotrotz, das
Rennen war lanciert. Allen voran zeigte unser Schweizer Aushängeschild
im Berglauf, Karl Jöhl, dass es kein schlechtes Wetter, nur
schlechte Kleidung gibt. Schlotternd, wie er später beim Interview
zugab, noch die Sonne von Gamperney im Kopf, wollte er trotz widrigen
Bedingungen eine erfolgreiche Premiere aufs Parkett legen. Die
Anforderungen waren alles andere als leicht, der Boden war vielerorts
aufgeweicht, glitschig und schlammig, obwohl nicht mit Ledersohlen
darauf getanzt wurde also eine echte Herausforderung. Karl steckte
die Kälte weg, und als Amdener Naturbursche kam er auch mit
den Bodenverhältnissen gut zurecht. Somit durfte er seinem
Palmares einen weiteren Erfolg hinzufügen: Nachdem er beim
Gamperney-Berglauf eine Woche zuvor hinter dem Europameister den
zweiten Platz belegt hatte, liess er sich in Brigels nach 9,2 km,
520 HM und 41.29 Min. als Sieger feiern.
Ein weiterer Prominenter wagte sich auf die anspruchsvolle Strecke,
der Langläufer Toni Livers, Zweiter beim diesjährigen
Engadiner Skimarathon. Er schaffte die viertschnellste Zeit von
67 Männern.
Frauen liefen selbstverständlich auch mit .... ganze 13! Hier
hatte Seraina Boner (Lebenspartnerin von Toni Livers), ebenfalls
im Langlauf daheim, von Beginn weg die Nase vorn und siegte in
49.08 Min.
Das Laufen (vor allem am Berg) ist nach Aussage der beiden fester
Bestandteil des Langlauf-Sommertrainings.
Auch beim Start der 20 Nordic Walker goss es in Strömen,
sie hatten 7,8 km und gleich viele Höhenmeter wie die Läufer
zu bewältigen. Bei normalen Bedingungen ist Tavanasa Brigels
eine Strecke zum Geniessen sehr abwechslungsreich und zwischendurch
sogar wildromantisch. Diesmal musste der Genuss der Konzentration
weichen, und die Stöcke entpuppten sich als wertvoller Sturzverhinderer.
Vielleicht sogar als Lebensretter? Wie wäre wohl ein Sturz
auf der Querpassage im Wald ausgegangen? Das furchterregende Tobel
erlaubte keinen Blick ins Abseits.
Schön wars trotzdem! Auch ohne weitere Lauf-Treff-Unterstüzung
erreichte die Schreibende das Ziel, pudelnass zwar, aber zufrieden,
in einer Zeit von 1.15.38 Std.
Beim Risottoplausch (im Startgeld inbegriffen), nach Dusche und
Massage (diesmal habe ich mich selbst verwöhnen lassen), konnte
sich schlussendlich auch der Magen an diesem Lauf erfreuen. Und
im Freien fielen Schneeflocken...!
Wer kleine Läufe liebt, findet an diesem gut organisierten
Anlass eine wunderbare, familiäre Atmosphäre, die es unbedingt
mit mehr Teilnehmern zu unterstützen gilt. Jammerschade, wenn
auch dieser Lauf, wie so viele schon, aus der Szene verschwinden
würde!
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