Die Heimat rief
Bericht von Ingrid Hayenga
Durch Zufall gelangte ich vor zwei Jahren auf die Homepage des
Münster Marathons. Und der Gedanke, einmal in meiner westfälischen
Heimat und Unistadt einen Marathon laufen zu können, liess
mich nicht mehr los. Dieses Jahr hat es dann endlich geklappt.
Meine Fangemeinde (Gerd, Jann und Lydia) und ich nahmen die knapp
800 km lange Strecke unter die Räder und erreichten müde
am Freitagabend unser Hotel. Da der Lauf erst am Sonntag stattfand,
konnten wir am Samstag noch Münster geniessen: den bunten Wochenmarkt
vor dem Dom mit (ganz wichtig für mich) einer grossen Auswahl
an holländischen dropjes (dt. Lakritz); einen Bummel durch
die Innenstadt, schon festlich beflaggt für den anstehenden
Wettkampf; eine Tretbootpartie auf dem Aasee möglichst in
sicherer Entfernung von den zahlreichen Anfängerseglern; einen
grossen, italienischen Eisbecher mit vielen frischen Früchten
Vitaminzufuhr.
Am Sonntag klingelte dann um 5.30 Uhr der
Wecker, der Start war um 9.00 Uhr. Da für den Tag sommerliche
Temperaturen von ca. 23° C angesagt waren, war mir der frühe
Starttermin gerade recht. Eingeteilt wurde man in fünf Blöcke
nach angegebener oder bereits gelaufener Zeit.
Der Start erfolgte
aber als Massenstart um Punkt 9.00 Uhr auf dem Hindenburgplatz vor
dem Schloss (heute Verwaltungssitz der Universität).
Da
man ja nichts überstürzen soll, schon gar nicht bei einem
flachen Marathon, und mir auch eine Erkältung noch zu schaffen
machte (Kopfschmerzen, verschleimte Nase), liess ich mir am Anfang
etwas Zeit und die Erinnerungen an die Studentenzeit passieren.
Die Strecke führte auf den ersten 10 km durch die Altstadt
und das Kreuzviertel (beliebtes Studentenwohnviertel), dann auf
der Promenade (Münsters ehemaliger Stadtwall, heute eine schattige
Allee) in einem grossen Bogen zum Aasee (der Segler- und Surfertreffpunkt).
Hier gab es den ersten grossen Power-Point mit Musik/Band, Ansager
und Massen von Zuschauern die in mehreren Reihen gestaffelt standen
und anfeuerten.
Der Aasee wurde umrundet, dann ging es durch
das Klinikviertel (medizinische Institute) vorbei an den Unikliniken
und meiner alten Studiumsstätte den chemischen Instituten
Richtung Gievenbeck zur Gievenbeck-Schleife (km 18 25).
Hier schlug die Sonne unbarmherzig zu und auch meine Füsse
protestierten energisch. Obwohl ich im Training auch bewusst einige
längere Einheiten auf Asphalt gelaufen war, sind sie es doch
nicht gewohnt. Aber der Schmerz war schnell vergessen angesichts
der vielen Zuschauer gross und klein die kräftig anfeuerten,
Schwämme und Trinkbares verteilten. Die Zuschauerkulisse war
grossartig, ebenso die Verpflegungs- und Erfrischungsstellen. An
der Strecke sorgten zudem ca. 260 Künstler für Unterhaltung.
Dies reichte von der Steelband über den Posaunenverein bis
zu den farbenprächtigen Stelzenläufern oder den Cheerleadern.
Nach der Gievenbeck-Umrundung ging es dann zu einem weiteren Schlafsstadtviertel
Roxel. Auf den nächsten 10 km (km 26 36) spürte ich
dann alle vorhandenen (oder auch nur eingebildeten) Muskeln, aber
auch die investierten Trainingseinheiten. Von Roxel führte
die Strecke zurück wieder Richtung Innenstadt und Ziel. Der
Aasee kam wieder in Sicht und damit rückte auch das Ziel immer
näher. Bei km 41 kamen die Läufer wieder am Power-Point
vorbei und wurden mit Musik und viel Applaus auf den letzten km
geschickt.
Der Zieleinlauf war sehr stimmungsvoll. Zwischen
den historischen Häusern der Altstadt spannten sich unzählige
Fahnenschnüre, die Zuschauer feuerten jeden Läufer an,
nach dem glatten Asphalt durfte man die letzten ca. 300 m auf buckligem
Kopfsteinpflaster laufen und erreichte dann das Ziel auf dem Prinzipalmarkt
vor dem historischen Rathaus, in dem am 16.08.1648 der Friede von
Münster (Beendigung des 80jährigen Krieges zwischen Spanien
und der Republik der Niederlande) geschlossen wurde.
Ich habe
dann nicht ganz so lange gebraucht und bin mit meiner Endzeit von
3:55:18 (Gesamtwertung Frauen: Rang 90; Alterklasse W40: Rang 26)
eigentlich ganz zufrieden.
Fazit: Münster ist eine Reise wert ich werde wohl zum
Wiederholungstäter
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